Toby kam im November 2020 in seine Pflegefamilie und wurde dort vom Verein „Hunde für Handicaps e.V.“ begleitet. Er lernte die Grundlagen des Lebens und wurde auf seine Arbeit als Assistenzhund vorbereitet.
Jetzt hat er gemeinsam mit seinem neuen Menschen Christian die Assistenzhund-Team-Prüfung bestanden. Ein Grund genug, über das tolle Team zu berichten.
Christian: Ja! Toby tobt gerne, seit wir die Prüfung bestanden haben, wird er von meinen Kollegen „Dr. Toby“ genannt. Und wenn er nicht merken soll, dass wir über ihn reden, dann wird über „Ybot“ oder „Das T“ gesprochen.
Christian: 28 Jahre, meinen ersten Hund, einen schwarzen Labrador Retriever, habe ich 1994 bekommen. Er sollte unser Familienhund werden. Ich war damals 14 Jahre alt und wir sind mit ihm zur Welpengruppe und später zum Training zu „Hunde für Handicaps“ gegangen.
Meine ganze Familie war in die Ausbildung involviert, denn ich musste zum Trainingsplatz gefahren werden und eigentlich mussten wir alle lernen. Später mit beidseitig zunehmendem Alter, Training und Erfahrung sind wir ein eingespieltes Team geworden, auch wenn unser Hund immer ein Familienhund blieb. Wir haben dann noch einen zweiten schwarzen Labrador bekommen, der zunächst meine Schwester und dann mich bis 2010 zu Hause begleitet hat.
Danach hatte ich durch den Verein das Glück, dass ich für fast sieben Jahre tageweise Lucie, eine ausgebildete Assistenzhündin, betreuen durfte. Und da habe ich den Unterschied gemerkt, wie toll sich ein ausgewählter und ausgebildeter Assistenzhund verhält und wie viel Hilfe er im Alltag bedeutet. Lucie war übrigens eine schwarze Labrador Retriever Mischlingshündin.
Christian: Toby ist hier in Berlin bei einer Patenfamilie aufgewachsen und erst als klar war, dass Toby von seinem Wesen und Gesundheit für die Ausbildung geeignet war, wurde geschaut, zu welchem Bewerber er passen könnte und ich wurde gefragt, ob ich ihn kennenlernen möchte.
Wir haben uns dann mit seiner Patin und seiner Trainerin für einen Spaziergang getroffen und ich durfte mit Toby an der Leine vorneweg laufen. Die beiden liefen langsam mit Abstand hinter uns her, gaben mir ab und zu Tipps und beobachteten uns.
Anschließend hat mich seine Patin noch mehrmals für Spaziergänge besucht, bis er dann für seine Spezialausbildung sechs Monate zu seiner neuen Trainerin zog.
Christian: Toby kommt aus dem Patenprogramm von „Hunde für Handicaps“ und eine Trainerin des Vereins hat anschließend seine Spezialausbildung übernommen. Das nennen wir Fremdausbildung.
Nach der Spezialausbildung zog Toby bei mir ein und wir hatten eine intensive Einarbeitungszeit und Übergabe mit seiner Trainerin. Wir lernten, gemeinsam alle Hilfeleistungen auszuführen und aus welchen „Einzelteilen“ die Hilfeleistungen aufgebaut sind. Außerdem übten wir gemeinsam mit der Trainerin den Alltag in meinem Wohnumfeld und Spaziergängen.
Toby durfte in der Zeit schon bei mir bleiben und übernachten.
Nach dieser Einarbeitungszeit begann für uns der Alltag und ich festigte Toby’s Hilfeleistungen, indem ich sie bereits in den Alltag einbaute, aber noch ganz gezielt übte.
Außerdem trainierten wir in dieser Zeit regelmäßig mit seiner Trainerin, die ihn in seiner Zeit bei der Patenfamilie betreut hatte, bei mir oder in der Stadt.
In dieser Zeit sind wir als Team zusammengewachsen und Toby ist so richtig bei mir angekommen. (Ich glaube, wenn der Hund schon mal ins andere Zimmer geht, um schlafen zu gehen, dann ist er angekommen.)
Christian: Toby hält mir die Eingangstür im Haus auf, in dem er sich davor setzt, damit sie nicht zugehen kann.
Er hebt mir alle möglichen Gegenstände vom Boden auf und hilft mir bei weiteren Dingen, wo ich mich mühsam bücken muss.
Er hilft mir beim Anziehen der Hose, indem er sie am Bund hoch reicht.
Er zieht den unteren Korb der Spülmaschine hervor und schiebt ihn hinein. Er schließt auch die Spülmaschine.
Toby zieht mir den vollen Wäschekorb aus dem Schlafzimmer bis zur Waschmaschine (und zurück).
Außerdem bringt mir Toby in der Wohnung eine Stütze, im Fall der Fälle, wenn ich mal vom Boden aufstehen muss.
Christian: Auch wenn es vielleicht unspektakulär klingt, Toby hebt mir mittlerweile wirklich alles auf. Am Anfang, als er zu mir kam, mussten wir erst gemeinsam üben, wie ich die Gegenstände, die er mir reicht, am besten greifen kann und Toby musste etwas länger warten, ehe er den Gegenstand in meiner Hand loslässt. Aber nun hebt er mir vom Blatt Papier, über Stifte, Schlüssel, Wäsche bis zu Münzen alles auf und reicht es mir hoch.
Ich selbst kann mich nicht bis zum Boden bücken und konnte mir in der Wohnung nur damit helfen, dass ich auf die Knie gegangen bin, wenn ich mich danach wieder an einem Möbelstück hochziehen konnte. Auf der Straße ist das nicht möglich. Hier konnte ich wirklich nur größere Gegenstände aufheben, die mir bis zu den Knien reichen.
Aber auch die anderen Hilfeleistungen benutze ich immer, aber ich muss nicht täglich Wäsche waschen und die Stütze brauche ich nur im Notfall.
Christian: Beim Ein- und Aussteigen in und aus einem alten D-Zug. Durch einen Zugwechsel bei der Bahn mussten wir mit so einem alten Zug fahren. Die Lücke zwischen Zug und Bahnsteigkante war sehr groß und man muss dann noch die Treppe steigen. Dabei war Toby noch etwas unsicher und ich würde das gerne in Ruhe üben. Die Bahn hält ja leider nur wenige Minuten und die anderen Fahrgäste wollen auch einsteigen, da konnten wir das nicht wiederholen.
Aber ich habe in Berlin Moabit alte Bahnwaggons gesehen, die als Café oder Ausstellungsräume umgebaut wurden. Vielleicht sind sie tatsächlich zugänglich und wir können sie zusammen mit unserer Trainerin besuchen.
Christian: Ich achte darauf, dass Toby schlank bleibt. Wir gehen regelmäßig zum Tierarzt, auch wenn ich Toby nur kurz vorstelle und ihm Entwurmungstabletten abhole. Es ist ja auch gut, wenn unsere Tierärztin Toby kennt, wenn er gesund ist.
Obwohl wir nun schon unsere Assistenzhund-Team-Prüfung bestanden haben, bin ich immer noch im regelmäßigen, eigentlich wöchentlichen, Kontakt mit Tobys Trainerinnen, der Patenfamilie und anderen Mitgliedern des Vereins, so dass auch von außen auf uns geschaut wird. Jetzt ist Toby ja noch jung, aber der Verein berät mich auch später zum Einsatz von Toby im Alter.
Neben Tobys körperlicher Gesundheit, achte ich aber auch darauf, dass er sowohl genügend Freizeit als auch Ruhezeiten hat. Bevor wir zur Arbeit gehen, laufen wir in Ruhe durch den Park, dort gibt es auch eine Hundewiese, wo er gerne mit anderen Hunden spielt. Angekommen im Büro, kann Toby dann erstmal schlafen, bis wir mittags mit den Kollegen rausgehen. Wir gehen am Nachmittag meistens noch im Hellen nach Hause, damit Toby im Park nochmal spielen kann. Danach arbeite ich noch ein bisschen und Toby macht Pause bis es Abendbrot gibt. An den Wochenenden fahren wir dann meistens weiter weg in eines der Hundeauslaufgebiete.
Christian: Ich habe keine „offizielle“ menschliche Assistenz. Ich wohne alleine und mir helfen im Alltag zu Hause meine Familie, die auch in Berlin wohnt und mich regelmäßig besucht, meine Nachbarn und Freunde. Aber sie können natürlich nicht immer da sein oder vorbeikommen.
Mit Toby habe ich nun jemanden, der mir immer sehr gerne hilft und mich „emanzipiert“. Toby stört es überhaupt nicht, mir das zehnte Mal etwas aufzuheben, nein es macht ihm sogar Freude, wo eine menschliche Assistenz schon genervt wäre. So muss ich die Gegenstände auch nicht mehr wie früher liegen lassen, bis jemand vorbeikommt.
Christian: Ich bin ja schon längst durch unsere Familienhunde auf den Hund gekommen. Aber nein, ich hätte mir keinen Welpen oder unausgebildeten Hund anschaffen können, denn ich bin körperlich dazu nicht in der Lage. Ich brauche von Anfang an einen alltagstauglichen, leicht zu führenden Hund.
Toby als Assistenzhund bringt diese Eigenschaften mit, weil seine Patenfamilie, die Trainerinnen und der Verein Hunde für Handicaps so viel Aufmerksamkeit, Arbeit und Zeit in seine Aufzucht und Training gesteckt haben.
Christian: Toby spielt gerne wilde Rennspiele mit anderen Hunden. Dabei ist er sehr charmant und macht Spielaufforderungen wie im Bilderbuch. Er versucht den anderen Hund zum Rennen zu animieren und es ist ihm egal, ob er gejagt wird oder er jagt. Ins Wasser geht er auch allein und springt wie ein Hase darin herum.
Ich spiele mit Toby Suchspiele und wir üben unnötige Tricks. Wir üben seit ein paar Monaten, dass Toby bestimmte Pfoten auf bestimmte Bierdeckel stellt, und wir schaffen es immer noch nur bis zu zwei Pfoten 🙂
Christian: Es ist für mich immer wieder schwierig mit Toby in einen Supermarkt, Bäckerei oder anderes Geschäft mit Lebensmitteln hineinzugehen. Hier muss ich mich immer noch rechtfertigen, obwohl Toby seine Kenndecke trägt und er durch das neue Assistenzhundegesetz überall hineindarf, wo man Straßenkleidung trägt.
Aber das ist halt immer noch nicht selbstverständlich und ich muss die Mitarbeiter im Laden informieren und im schlimmsten Fall diskutieren. Bei anderen Mitarbeitern oder in anderen Läden muss ich das dann erneut machen.
Viele Mitarbeiter hätten auch immer noch gerne ein OK von ihrer Geschäftsleitung. Es gibt hier also noch viel Informationsbedarf.
Das Gleiche gilt übrigens auch für Arztpraxen und Krankenhäuser, nur wird man damit zum Glück meist seltener konfrontiert.
Christian: Im Gegensatz zu Blindenführhunden gibt es für die Ausbildung von anderen Assistenzhunden keinen Kostenträger, so dass Assistenzhunde wie Toby nach wie vor ausschließlich über Spenden finanziert werden.
Ihr könnt die Arbeit des Vereins Hunde für Handicaps e.V. und unsere zukünftigen Teams unterstützen, in dem ihr dem Verein spendet. Das Spendenformular findet ihr hier:
Außerdem kannst du spenden, wenn du das Kongresspaket unseres vierten Hundekongress über diesen Link kaufst.
50% von deinem Kauf gehen dann an den Verein „Hundefür Handicaps e.V.“ der sich um die Ausbildung von Assistenzhunden kümmert.
Christian: Ja, wir suchen Patenfamilien in Berlin für unsere zukünftigen Welpen, die sie behutsam sozialisieren und an die alltäglichen Dinge des Lebens heranführen.
Unterstützt und begleitet werden sie dabei von unseren Trainern. Die Kosten für Futter, Tierarzt, Versicherungen sowie Training und Zubehör trägt unser Verein.
Einzig und allein Zeit und Lust auf ein Zusammenleben und Training mit Hund solltet ihr mitbringen.
Für weitere Informationen und ein unverbindliches Kennenlernen könnt ihr euch an unsere Trainingskoordinatorin Kerstin Gerke wenden (kerstin.gerke@hundefuerhandicaps.de).
Ariane: Lieber Christian, vielen Dank für deine Antworten. Ich wünsche dir und dem Verein und vor allem Toby noch ein wundervolles erfülltes Leben und wir freuen uns, wieder von euch zu hören.
2 Gedanken zu „Leben mit tierischer Assistenz – Christian und Assistenzhund Toby sind ein geprüftes Team“
So sehe ich das auch, Danke für den klasse Bericht.
Ich finde die Geschichte von Christian und Assistenzhund Toby wirklich inspirierend. Es ist beeindruckend, wie eng die Bindung zwischen ihnen ist und wie viel Unterstützung Toby in Christians Leben bringt. Die Tatsache, dass sie gemeinsam die Assistenzhund-Team-Prüfung bestanden haben, zeigt, wie gut sie als Team funktionieren.
So schön, wie ein Hund wie Toby das Leben seines Besitzers so positiv beeinflussen kann und wie wichtig Organisationen wie „Hunde für Handicaps e.V.“ sind, um solche wertvollen Partnerschaften zu ermöglichen. Ich wünsche Christian und Toby alles Gute auf ihrem weiteren gemeinsamen Weg.