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Hundewissen A-Z

Freilauf

F wie Freilauf. Oder auch: Fort isser! Schafft man sich einen Hund an, sind die Vorstellungen oft romantisch. Man zieht mit dem freilaufenden Hund um die Häuser, genießt die Natur, kann überall einkehren und der Hund achtet jederzeit darauf, was ich tue und will.

Podcast-Folge

F wie Freilauf

Freilauf! Jeder will es, viele können es nicht, aber alle brauchen es! Wie kann man denn in Deutschland dieses Problem lösen? Ne, ich hab auch keine Lösung, aber es liegt in unserer Verantwortung, darüber nachzudenken!

Das ist irgendwie den Vorstellungen einer Ehe recht ähnlich, oder? Bis einen dann die Wirklichkeit einholt und dir genau zeigt, dass das unter diesen Bedingungen mit diesem Hund an diesen Orten so einfach nicht möglich ist.

Der Hund hört nicht auf dich, hat ganz andere Interessen, findet Jagen großartig oder mag andere Hunde nicht. Könnte in Panik bei lauten Geräuschen verfallen, sich in der Stadt verlaufen und kläfft, wenn man gemütlich im Biergarten sitzen will. Im Restaurant ist er nicht erlaubt, auf dem Sportplatz auch nicht und die Nachbarn beschweren sich über die Haare im Hausflur.

Das wars dann mit den schönen Ideen und man zieht den Hund an der Leine hinter sich her oder doch eher meist andersherum.

Freilauf ist ein Grundbedürfnis von Lebewesen

Sich selbst entscheiden zu können, wo man hingeht ohne ständig zurückgezogen zu werden. Selbst entscheiden zu können, in der Gruppe zu bleiben oder an der Schnüffelstelle kurz zu verharren. Selbst entscheiden zu können, dem Gegenüber auszuweichen und den Abstand zu vergrößern.

Die Leine ist zwar im Hundealltag kaum wegzudenken, aber denkt man genauer darüber nach, ist sie eine massive Beeinträchtigung der Lebensqualität vieler Hunde. Das liegt vor allem daran, dass wir hier in Deutschland auf sehr engem Raum leben. Überall kann etwas geschehen. Da sind Straßen, Wild, Kinder, andere Hunde und kaum freies Territorium. Die Angst der BesitzerInnen davor, dass dem Hund etwas geschehen könnte und die Sorge, dass man irgendwo aneckt sind groß. Also entscheiden Gesetze über die Einschränkungen. Entsprechend muss der Hund massiv zurückstecken.

Das Hundeleben in Deutschland ist nicht einfach

Denkt man das weiter, ist es fast fraglich, ob die Hundehaltung in Deutschland so noch zeitgemäß ist oder was geändert werden müsste. Nichts desto Trotz ist es so wie es ist und wir als Hundemenschen sollten schauen, dass wir die Probleme, die sich aus dieser Haltung ergeben soweit es geht minimieren.

Das fängt damit an, dass Hunde natürlich lernen können, sich an uns zu orientieren und auf unsere Signale zu hören, auch ohne Leine. Vor allem wenn sie als junge Welpen zu uns kommen. Ich sehe viele Hundehaltende, die Angst haben, ihr 10 Wochen alter Welpen könnte verloren gehen. Aber auch wenn der Welpe schon lernen sollte, an der Leine zu gehen, ist es in diesem Alter viel wichtiger, dass er lernt, ohne Leine sich zu orientieren. Denn gerade in diesem Alter hat das Sicherheitsgefühl oberste Priorität und der normale Welpe schaut von selbst, dass er in der Nähe bleibt. Das kann man nutzen und dieses Verhalten fordern. Damit er später, wenn andere Dinge wichtiger werden schon die Grundlage dessen kennt.

Die Leine als Sicherheit, nicht zum Lenken

Erwachsene Hunde, Hunde in Phasen oder Tierschutzhunde bringen dieses Verhalten nicht mit. Sie lernen erst durch Zusammenarbeit mit uns, sich an uns zu orientieren, uns zu vertrauen und auf uns zu hören.

Für diese Hunde ist es immens wichtig, die Leine vernünftig zu führen. Sie dient lediglich zur Absicherung, zum Festhalten. Ansonsten ist sie locker. Weil du sie lockerst und weil der Hund gelernt hat, sie zu lockern.

Die größtmögliche Freiheit bietet eine Leine, die lächelt, also leicht durchhängt. Genau aus diesem Grund müssen wir Menschen lernen, unsere Hunde durch andere Signale als über die Leine zu lenken. Das bedeutet wieder Wissen über Körpersprache, Emotionen und Lernverhalten zu haben, um dem Hund die Chance zu geben, in den verschiedenen Situationen das für ihn notwendige Verhalten zeigen zu können. Grundlage dafür wiederum ist eine Leine, die lang genug ist. 3m ist das Minimum. Das Maximum orientiert sich am Hund und den Möglichkeiten.

Freilauf muss sein

Aber auch, wenn der Hund sich (noch) nicht ausreichend an uns orientiert, (noch) nicht gut genug hört oder es nie wird, weil die Bedingungen nicht stimmen, ist es immens wichtig, ihm Freilauf zu gewähren.

Natürlich nicht irgendwo, wo tatsächlich etwas geschehen kann. Aber in extra Gebieten, wo das möglich ist. Das kann der eigene Garten sein, der große genug ist, um mal so richtig durchzustarten. Oder ein Freilaufgehege, wenn der Hundekontakt in Ordnung geht. Oder auf eingezäunten Grundstücken, deren BesitzerInnen man um Zugang bitten kann.

Je mehr der Hund sich tagtäglich zusammenreißen, zurücknehmen, selbst kontrollieren muss, desto angestrengter, gestresster sein Leben. Jeder muss das Recht haben, sich auch mal gehenlassen zu dürfen.

Unterschätzt nicht die Möglichkeit, sich körperlich mal so richtig zu verausgaben und dem ständigen Leinengezerre entgehen zu können.

Wie glücklich der Hund, der mal quer über die Wiese mit Vollspeed rennen durfte. Verschaff deinem Hund diese Gelegenheit, bevor er zu alt dafür ist, die Freiheit auch mal spüren zu können.

Freilauf im Hundekongress

Über Freilauf und einen guten Rückruf rede ich im 5. Hundekongress mit Sylvia Schulze. Mit Anke Lehne habe ich im 1. Hundekongress über individuelles Jagdkontrolltraining gesprochen.

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Ariane Ullrich

Ariane Ullrich ist Verhaltensbiologin, Initiatorin des Hundekongresses, Hundetrainerin, Hundetrainertrainerin, Autorin und Referentin.

1 Gedanke zu „Freilauf“

  1. Das mit dem Freilauf stimmt absolut 👍 Wir haben Lena, 3 Jahre und aus dem Auslandschutz, seit einiger Zeit. Und für einen Straßenhund hat sie für unser Empfinden ein sehr großes Bedürfnis, uns nicht aus den Augen zu verlieren. Daher bekommt sie auch so oft als möglich ihren Auslauf. Und fast jedes Mal bekommt sie dann ihre „jecken 2 Minuten“ 😂 Dann düst sie ab, überholt sich fast selbst, und kommt dann freudig zu uns zurück. Danach ist der Freilauf viel gemächlicher. Das zeigt uns ganz deutlich, wie sehr sie es genießt, frei nach eigenem Geschmack sich bewegen zu können 😊

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