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Hundewissen A-Z

Handling

Unter Handling verstehe ich, dass der Hund lernt, dass Menschen ziemlich übergriffig sein können, ohne gefährlich zu sein.

Podcast-Folge

H wie Handling

Hunde anfassen, umfassen, fixieren und behandeln – all diese Dinge gehören zum Handling und wären eigentlich so einfach zu üben, hätten wir das mehr im Fokus. Bei aller Rücksichtnahme auf die Gefühle unserer Hunde ist es im Menschenalltag wichtig, dass sie diese unmöglichen Umgangsformen von uns Menschen lernen toll zu finden. Also übt das endlich, verdammt nochmal 🙂 Ich stelle dir mein Vorgehen vor.

Sie wollen ihn überall anfassen, Zähne anschauen, Pfoten festhalten, Zecken rauspulen usw. Ein echtes Unding aus Hundesicht. Aus diesem Grund gibt es auch viele Hunde, die das Anfassen gar nicht gern mögen. Oft wurde es dann getan, wenn wirklich etwas behandelt werden musste. Etwas, was dann vielleicht sogar wehtut. Eine Spritze, eine Wunde verarzten oder Ähnliches. Und schwupp hat der Hund gelernt, dass das Anfassen etwas sehr sehr Unschönes ist.

Ein Hund, der sich gegen das Anfassen wehrt, hat am Ende die spitzeren Zähne und die wenigstens wollen mit einem Schäferhund diskutieren, der sich die Zecke nicht ziehen lässt.

Deshalb ist das Üben des Handlings mit dem Hund eine wirklich wichtige Grundübung, die man auch mit jedem Hund noch üben kann.

Angefangen wird dann, wenn der Hund nicht wirklich behandelt werden muss. Täglich gibt es viele Situationen, in die man diese Übungen super einbauen kann:

1. Beim Spielen

Spielen mit dem Hund ist sowieso wichtig, weil man sich beim Spiel besser kennenlernt. Man erkennt, wie schnell der andere sich auf- und abregen kann. Man lernt, was er gern tut und was nicht so gern. Man kann Dinge testen, denn genau dafür ist Spiel da. Also können wir einfach im Spiel mit dem Hund seinen Körper berühren. Wenn er am Spielzeug zieht, streicheln wir von oben über seinen Kopf. Wir klopfen ein wenig an seine Seite oder ziehen leicht an seiner Pfote. Alles spielerisch und so leicht, dass der Hund es sich gefallen lässt.

So gewöhnt er sich daran, dass überall anfassen total ok und nicht schlimm ist.

2. Beim Kuscheln

Auch während des Kuschelns kann man austesten, wo und wie der Hund Berührungen mag und wo man sich vortasten muss. Streicheln beginnt an der Seite unter den Ohren. Dann kann man die Ohren ausstreichen und an der Seite immer weiter hinter gehen. Man spürt sofort, wenn der Hund sich anspannt und lässt seine Hand dort liegen ohne sie weiter zu bewegen. Wird er wieder weicher, nimmt man sie weg und achtet beim nächsten Mal darauf, immer nur so weit zu streichen, dass der Hund sich wieder entspannen kann. Spannt er nicht mehr an, kann man Zentimeterweise weiter gehen.

So kann man den ganzen Körper entlanghangeln von Kopf bis zu den Zehen. Im streichelnden, massierenden Kontext und so, dass der Hund es angenehm findet.

3. Als Übung

Bestimmte Griffe sollten auch gezielt geübt werden. Vor allem solche Handlungen, die Hunden im Alltag geschehen können, wenn unwissende Menschen nett sein wollen. Wie zum Beispiel das direkte Betatschen des Kopfes. Oder das Drüberbeugen und Festhalten. Generell den Festhaltegriff und auch das Hochheben sollte geübt werden.

Das geht ganz einfach, indem man den Hund selbst kurz betatscht und sofort dafür belohnt. Tatsch – Leckerchen und Freuen.

Oder man beugt sich über den Hund und hält ihn kurz fest. Bevor er beginnt, sich zu wehren, wird er schon wieder losgelassen und belohnt. Vor allem während des Festhaltens spricht man freundlich mit dem Hund, damit die Situation für ihn weniger bedrohlich erscheint.

Sträubt der Hund sich ein wenig, redet man beruhigend mit dem Hund und lässt los, wenn er sich beruhigen lässt. Verfällt er in Panik, warst du zu forsch und musst kleinere Schritte machen. Manchmal reicht es schon im ersten Schritt, die Hand an die Hundeseite zu legen und dort für mehrere Sekunden zu lassen.

Gerade junge Hunde sind oft sehr quirlig bei solchen Übungen und müssen sehr oft für das Ruhighalten belohnt werden.

Schieben und Nachgeben

Eine sehr sinnvolle Übung ist es auch, dem Hund beizubringen auf Druck auszuweichen. Nicht, weil ich der Chef bin oder meine Macht beanspruchen will, sondern um es im Umgang mit dem Hund leichter zu haben. Zum Beispiel kann man den Hund seitlich am Hintern leicht wegdrücken. In dem Moment, in dem er nachgibt, wird er sofort belohnt. Genauso wie man an der Leine seitlich beginnt zu ziehen und den Hund sofort belohnt, wenn er aktiv die Leine in meine Richtung lockert.

Dein Hund lernt so, dass er sich nicht gegen dich wehren muss, sondern dass es sich lohnt, aktiv nachzugeben. Das macht es in einigen Situationen einfacher, den Hund zu positionieren und an ihm rumzufummeln. Dein Hund hat weniger Stress und du ebenfalls.

Medical Training

Oben drauf ist das Medical Training eine schöne Übung, um dem Hund das Handling zu trainieren. Ein Kooperationssignal hilft dabei, dem Hund etwas Kontrolle über Situationen zu geben. Er lernt zum Beispiel, sein Kinn irgendwo aufzulegen und dabei befummelt zu werden. Solange das Kinn liegt, darf man anfassen und behandeln und der Hund wird belohnt. Nimmt er das Kinn weg, hört man sofort auf.

Die Hunde holen sich auf diese Weise kurze Behandlungspausen, wollen aber in aller Regel unbedingt weitermachen, weil es sich für sie lohnt.

Zum Medical Training findest du von Dr. Dorothea Johnen ein Webinar hier.

Im fünften Hundekongress spreche ich mit Nicole Stein über Medical Training.

Anfassen lassen kann man also gar nicht genug üben. Vor allem auch, weil es Hormone ausschüttet und Kontakt die Bindung stärkt. Also während du mit deinen Kindern und deiner/deinem ParterIn kuschelst, vergiss den Hund nicht!

Was sind deine Gedanken zum Thema "Handling"?

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Ariane Ullrich

Ariane Ullrich ist Verhaltensbiologin, Initiatorin des Hundekongresses, Hundetrainerin, Hundetrainertrainerin, Autorin und Referentin.

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