Podcast-Folge
N wie Nasenarbeit
Arbeiten mit der Nase: haaach, was für ein tolles Hobby, was für tolle Dinge die Hunde können. Ich bin hochbegeistert und motiviert.
Hast du mal getestet, was dein Hund alles kann? Hör rein, ich stell dir ein wenig vor.
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Die Nase eines Hundes kann so viele tolle Sachen, dass sie unseren Hunden eine Welt zaubert, die wir uns nur schwer vorstellen können. Sie besteht aus Gerüchen, wabernden Nebeln, Geruchsbildern.
So wie sich unsere Welt aus festen klar abgrenzbaren Bildern zusammensetzt, ist die Welt unserer Hunde eher eine verschwommenere Geruchswelt.
Das Licht, das Objekte zurückwerfen und für uns sichtbar werden lassen, grenzt diese Objekte örtlich sehr genau ab. Das Haus hat einen klaren räumlichen Ort.
Hunde können auch so sehen, aber intensiver nehmen sie ihre Welt über die Gerüche wahr. Und diese Welt ist viel weniger voneinander abgegrenzt. Am besten kann man sich das vorstellen, wenn man an die flimmernde Hitze denkt, die Objekte manchmal neben sich stehen lässt. Die Hausgrenze ist etwas verschoben.
Hunde sehen Gerüche
Beim Geruch geschieht genau das. Ein Objekt sondert einen Geruch ab und dieser Geruch verbreitet sich um das Objekt herum. Je nach Wind wird er weiter getragen oder setzt sich ab. Pustet man Babypuder in die Luft kann man sich das vorstellen. Der Puder verbreitet sich in Intensität und Entfernung stark.
Wenn also ein Hundespielzeug im Gras liegt und dieses vielleicht sogar rot ist, dann kann der Mensch es vor dem grünen Gras extrem gut erkennen. Der Hund, der Rot und Grün nicht gut unterscheiden kann, sieht den Ball viel schlechter. Der Geruch des Balles, die Duftmoleküle, die dieser aussendet, wird jedoch intensiv wahrgenommen.
Stell dir jetzt vor, der Wind weht seitlich über den Ball. Jedes neue Molekül wird nach links weggeweht. Schnüffelt der Hund nun, wird er mit seiner Nase den Ball viel weiter links vermuten, weil dort der Geruch viel intensiver ist, als genau am Ball. Sein Geruchsbild ist als nicht scharf begrenzt sondern verwaschen, je mehr die Moleküle verweht werden.
Gerüche zu sehen schafft viele Möglichkeiten
Das ist super spannend, sich vorzustellen, aber auch wichtig, um manche Verhaltensweisen von Hunden zu verstehen. Und auch, um diese Fähigkeiten zu nutzen.
Nasenarbeit, also das Schnüffeln, Suchen und Finden gezielt per Signal zu trainieren, ist eine der schönsten Hobbys, die man mit sehr vielen Hunden machen kann. Jeder Hund schnüffelt gern, auch wenn nicht jeder Hund der geborene Schnüffelhund ist.
Weil wir uns aber die Geruchswelt unserer Hunde so schlecht vorstellen können, unterfordern wir sie sehr oft, wenn wir Nasenarbeit bieten. Uns muss klar sein, dass unsere Hunde viel besser riechen kann als wir und sie in der Regel recht haben. Was wir im Rahmen der Nasenarbeit also lediglich trainieren, ist, dem Hund zu vermitteln, was er uns sagen soll. Nämlich, wo genau der Mensch versteckt ist, in welcher Probe das Virus enthalten ist, welcher Baum krank ist oder/und wieviel von etwas irgendwo enthalten ist.
Das reine Suchen von Leckerchen ist deshalb zwar ein schöner Anfang, führt aber recht schnell zu Unterforderung, wenn man meint, den Hund damit auslasten zu wollen.
Es gibt viele Formen der Nasenarbeit
Leckerchen verstecken, herausarbeiten lassen oder etwas dafür zu tun, dass man sie suchen kann, ist der Einstieg ist das Hobby, was unsere Hunde viel besser können als wir.
Deshalb sollte es aus meiner Sicht auch weiter gefördert werden und zusammen mit dem Menschen genutzt werden. Nach dem Suchen von Leckerchen lässt sich zum Beispiel die Schleppfährte sehr schnell aufbauen.
Bei der Schleppfährte handelt es sich um einen Gegenstand (oder anfangs um etwas Fressbares), welches man eineS trecke über den Boden zieht, also schleppt. So hinterlässt es Geruchsmoleküle, denen der Hund folgen kann. Man kann Würstchen an einer Schnur hinter sich herziehen oder getrocknetes Fleisch. Am Ende legt man es hin und geht einen größeren Bogen wieder zurück. Dann darf der Hund dieser Spur folgen. Die Strecke kann länger und kurviger werden, es können Verleitgerüche kreuzen, man kann Gegenstände auf der Strecke anzeigen lassen und so das Hobby aufpimpen.
Eigengeruchssuche
Auch die Suche nach allem, was nach dem eigenen Menschen riecht, ist nicht nur spaßig, sondern auch hilfreich, wenn man mal wieder den Schlüssel verloren hat. Der Hund wird immer dann belohnt, wenn er den Schlüssel, das Taschentuch, den Anhänger etc. auf der Wiese findet und gezielt anzeigt. Zum Beispiel, indem er die Nase dranhält. Anfangs wird das Anzeigeverhalten mit dem Gegenstand in der Hand aufgebaut, dann wird die Suche integriert. Viele Hunde verstehen sehr schnell, was gewünscht ist und haben viel Spaß, Schlüssel und mehr im Gebüsch, auf der Wiese oder unter Laub zu finden.
Die Rückspursuche gehört auch in diesen Bereich, die man wunderbar auf dem Spaziergang zwischendurch zur Beschäftigung anbieten kann. Auch hier lernt der Hund entweder den Geruch der Familie/der HalterIn oder sein spezielles Spielzeug zu finden oder er lernt einfach, das zu finden, was auf einen Waldweg nicht hingehört. Was auch immer der Hund meint, verstanden zu haben, wenn er das Richtige findet, passt es für uns.
Man lässt auf dem anfangs möglichst gerade Weg etwas fallen während des Spaziergangs. Nach ca. 10 Metern dreht man sich um und fordert den Hund motivierend auf, etwas zu suchen. Schickt man ihn in die Richtung aus der man gekommen ist, sieht er anfangs den Gegenstand und findet ihn so. Nach einigen Wiederholungen weiß er, worum es geht und wird gezielt den Rückweg antreten und die Strecke absuchen. Jetzt kann diese länger und schwieriger werden.
Einzelne Zielgerüche und Spürhundearbeit mit Referenzgeruch
Auch andere Zielgerüche können auf diese Art trainiert werden. Seien es Pilze zur Pilzsaison oder Geld, was man immer brauchen kann.
Noch anspruchsvoller wird es, wenn der Hund lernen soll, den Geruch zu verfolgen und zu finden und vor allem mir zu zeigen, den ich ihm vorher gezeigt habe. Damit kann ich im besttrainierten Fall dann alles suchen und finden lassen, was ich möchte. Mantrailing gehört in diese Kategorie, bei der der Hund den Menschen finden soll, dessen T-Shirt er vor der Nase hatte.
Aber auch die Artenschutzspürhunde und Gehölzpathogenspürhunde gehören dazu.
Es sieht oft leichter aus als es ist
Natürlich gehören gutes Training und viele kleine Kriterien dazu, die die Arbeit erschweren. Wissen um den Wind und die Denkweise unserer Hunde zum Beispiel. Die Motivation des Hundes mit uns zusammenzuarbeiten als Grundlage natürlich. Denn der Hund findet, was man will. Aber ob er es uns zuverlässig zeigt, ist das Ergebnis guten Trainings.
Sich in die Geruchswelt der Hunde hineinzuversetzen ist super interessant und ermöglicht uns wiederum eine neue Welt, die uns die Fähigkeiten unserer Hunde aufzeigt. Sie lassen uns erneut Respekt haben vor dem, was unsere Hunde leisten können. Und sie bieten uns Chancen und Möglichkeiten, mit diesen Fähigkeiten zu arbeiten.
Das Schönste dabei ist, dass bei der Nasenarbeit immer der Mensch Schuld hat, wenn das Ergebnis nicht das ist, was dieser wollte. Denn wir können nicht nachriechen und der Hund hat dann vermutlich auf Grundlage unseres Trainings etwas Falsches gelernt. Gute Nasenarbeit beweist also unsere Trainingsfähigkeiten und macht parallel dazu noch riesigen Spaß.
Probier es aus!
Nasenarbeit im Hundekongress
Im zweiten Kongress habe ich mit Jaqueline Körfer über Nasenarbeit gesprochen. Im vierten Kongress war Uta Kielau meine Expertin, mit der ich über Spürhunde gesprochen habe. Für das Mantrailing hat mir Maria Rehberger im ersten Hundekongress Rede und Antwort gestanden und mit Susan Schulze habe ich im Stay@Home Kongress über die Zielobjektsuche gesprochen.
Auch in vielen anderen Interviews war die Nase immer wieder Thema. Tolle Webinare gibt es zur Nasenarbeit mit Michaela Artwohl im Shop auf www.hundwerkszeug.de