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Hundewissen A-Z

Qualzucht

Qualzucht ist eines der wichtigsten Themen in der Hundehaltung. Die Zucht unserer Hunderassen in den letzten 50-100 Jahren zeigt nämlich sehr eindeutig unsere Unfähigkeit, die Gesundheit anderer über unseren eigenen Egoismus zu stellen. Die Verantwortung liegt bei dir, bei uns, bei mir und niemand, der mit Hunden zu tun hat, kann sich davon ausnehmen und sie auf andere schieben!

Was ist Qualzucht?

Den Begriff benutze ich hier ganz bewusst, auch wenn Dr. Achim Gruber beispielsweise lieber von Defektzucht spricht. Ich finde ihn aber deutlich genug, um zu zeigen, das wir die Qual eines anderen Lebewesen in Kauf nehmen, um unsere Wünsche zu erfüllen. Qualzucht bezieht sich auf die Zuchtpraktiken, bei denen Hunde gezielt auf äußerliche Merkmale oder Rassestandards gezüchtet werden, ohne ausreichende Rücksicht auf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu nehmen.

Qualzuchtrassen sind oft für ihre extremen Merkmale bekannt, die zwar auffällig oder einzigartig erscheinen mögen, jedoch das Risiko von gesundheitlichen Problemen erhöhen.

Hier sind nur einige sehr eindeutige Beispiele:

  1. Brachycephale Hunde (kurze Nasen): Hunde wie Bulldoggen, Möpse und Boston Terrier haben aufgrund ihrer kurzen Nasen Atemprobleme, da ihre Atemwege eingeengt sind. Dies kann nicht nur zu chronischen Atembeschwerden führen. Durch den Schädeldeformationen sind weitere massive Probleme im Kopfbereich z.B. bei den Augen oder den Zähnen vorhanden.

  2. Übermäßig gefaltete Haut: Rassen wie Shar Peis und Bulldogen haben übermäßig gefaltete Haut, was zu Hautinfektionen und Entzündungen führen kann.

  3. Extrem kurze Beine: Dackel und Basset Hounds gehören zu den Hunden mit kurzen Beinen, was zu Gelenkproblemen und Rückenschäden führen kann.

  4. Weiße Farbe: Weiße Fellfarben sind genetisch mit Taubheit assoziiert.

Die extreme Rassezucht als solches führt zu einer massiven Reduzierung der genetischen Möglichkeiten der einzelnen Rasse. Das wiederum erhöht die Risiken des Auftretens von problematischen Mutationen. Ist der Genpool zu eingeengt, der Inzuchtkoeeffizient zu hoch, steigt die „Fehlerquote“ und kann nicht mehr auf natürlichem Wege vermieden werden.

Aufgrund der medizinischen Möglichkeiten, werden Hunde mit problematischen Genen am Leben erhalten und der Zucht zugeführt, so dass diese sich weiterverbreiten.

Die Gesundheitsprobleme, die aus der Qualzucht resultieren, sind oft schmerzhaft und können zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität des Hundes führen.

Die Rolle des verantwortungsbewussten Hundemenschen

Unsere Verantwortung als HundehalterInnen erstreckt sich weit über das Füttern und Pflegen des Vierbeiners hinaus. Es beinhaltet auch die Entscheidungen, die wir im Zusammenhang mit der Auswahl und Anschaffung unserer Hunde treffen.

Produziert wird, was gewünscht wird, unabhängig vom entstehenden Leid. Wir dürfen deshalb nicht warten, dass andere Menschen durch Gesetze und Verbote uns die Entscheidung abnehmen, sondern müssen unserer Verantwortung gerecht werden.

Das können wir tun:

1. Rasseforschung: Bevor du dich für eine bestimmte Hunderasse entscheidest, ist es entscheidend, gründlich zu recherchieren. Jede Rasse hat ihre eigenen einzigartigen Eigenschaften und gesundheitlichen Risiken. Rassen, bei denen das Risiko von lebenslangem Leiden für jedes Individuum vorhanden ist, dürfen nicht mehr in die engere Auswahl kommen.

2. Finde einen verantwortungsbewussten Züchter: Wenn du dich für einen Hund einer bestimmten Rasse entscheidest, brauchst du eine/n verantwortungsbewussten ZüchterIn. Ein/e ethischer Züchter wird die Gesundheit und das Wohlbefinden seiner Hunde an die erste Stelle setzen und alle erforderlichen Gesundheitsprüfungen durchführen. Frage nach Gesundheitszertifikaten und erkundige dich nach den Bedingungen, unter denen die Hunde gehalten werden. Ein ethischer Züchter wird nicht nur auf äußere Schönheit achten, sondern auch sicherstellen, dass die Genetik den ethischen Vorgaben so weit als möglich entspricht.

3. Adoption in Betracht ziehen: Es gibt viele großartige Hunde in Tierheimen und Pflegestellen, die ein liebevolles Zuhause suchen. Dies erfordert weiteres Wissen und Unterstützung von Experten und muss ebenfalls gut vorbereitet werden.

Es liegt an uns allen

Als Hundemenschen tragen wir die Verantwortung, ethische Entscheidungen für unsere Vierbeiner zu treffen. Indem wir uns über Qualzucht informieren, verantwortungsbewusste Entscheidungen treffen und die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Hunde an die erste Stelle setzen, tragen wir dazu bei, Leid zu verhindern und Fehler zu korrigieren.
Es liegt auch an uns zu zeigen, dass wir intelligent genug sind, aus Fehlern zu lernen und unsere Verantwortung wahrzunehmen.

Qualzucht im Hundekongress

In folgenden Beiträgen geht es im Hundekongress um Qualzucht:

Was sind deine Gedanken zum Thema "Qualzucht"?

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Ariane Ullrich

Ariane Ullrich ist Verhaltensbiologin, Initiatorin des Hundekongresses, Hundetrainerin, Hundetrainertrainerin, Autorin und Referentin.

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