Podcast-Folge
D wie Dominanz
Oh ja, gibs mir! Dominanz ist ein echtes Buzzword. Aber weißt du was? Wer Dominanz mit körperlicher Überlegenheit verwechselt, stellt sich einfach dumm an. Nutz dein Gehirn, um dominant zu sein. Dann klappt’s auch mit dem Hund!
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Dominanz ist ohne emotionale Wertung
Dominanz gibt es in verschiedenen Wissenschaftsbereichen. In erster Linie bedeutet es, dass sich der/die/das Eine gegenüber dem Anderen durchsetzt. Völlig wertfrei kann zum Beispiel der Rosenduft dominanter sein als der Veilchenduft.
Im sozialen Bereich geht es darum, dass ein Lebewesen dominant über ein anderes ist, welches sich gleichzeitig unterordnet. Diese Dominanz kann Teil einer Gruppenhierarchie sein, wie sie z.B. bei Vögeln zu beobachten ist. Sie ist jedoch nicht ausschließlich in Hierarchien anzutreffen, sondern tritt auch einzeln auf.
Lebewesen können in einzelnen Situationen über andere dominant sein (die sich wiederum diesem unterordnen). In anderen Situationen ist es genau andersherum.
Dominanz in Beziehungen
Dominanzgefüge spielen eine Rolle in Beziehungen. Je häufiger ein Lebewesen dominant über ein anderes Lebewesen ist und dieses sich unterwirft, desto eher und häufiger wird dieses Lebewesen sich auch in neuen Situationen dominant verhalten. Ob es wirklich dominant ist, hängt immer davon ab, ob sich der Gegenpart unterordnet. Der Versuch zu dominieren, kann jedoch intensiver sein, wenn das Tier häufig der dominante Part ist.
Oft wird mit Dominanz mit Gewalt und Kampf verknüpft. Doch Dominanz hängt nicht allein von körperlicher Kraft ab. Sie hängt von folgenden Aspekten ab:
- Der Intelligenz des Lebewesens, Situationen einzuschätzen und zu nutzen
- Vorausschauendem Verhalten
- Sicherem Auftreten
- Innerer Motivation
- Körperlicher Kraft
Wer kämpfen muss, trägt das Risiko
Sich körperlich durchzusetzen ist immer nur der letzte Schritt. Dieser wird auch nur dann gegangen, wenn einem das Ziel so wichtig ist, dass ein Verlust die Lebensqualität einschränken würde. Das steht in Bezug zum Risiko sich zu verletzen, wenn man einen Kampf austrägt. Verletzungen können im Tierreich tödlich sein. Deshalb haben sich viele Konfliktvermeidungsstrategien entwickelt. Wer diese sinnvoll einsetzt, um seine Ziele durchzusetzen, kann dominant ohne Gewalt sein.
Hunde schaffen das bei uns zum Beispiel extrem gut durch niedliches Schauen und Kopf auf Knie legen. Sie dominieren dein Tun, indem sie dich zum Streicheln bringen.
Man kann also keineswegs davon ausgehen, dass ein Lebewesen grundsätzlich über das andere dominiert, sondern muss sich die einzelnen Situationen anschauen. Es kann für einen Hund sehr wichtig sein, in einer Situation dominant zu sein. In einer anderen wiederum ist es für ihn nicht relevant.
Geht es beispielsweise um einen Knochen, der auf der Wiese liegt, kann es sein, dass einem Hund dieser extrem wichtig ist. Er hat vielleicht Hunger oder noch nie so was Tolles gefunden. Der andere Hund findet den Knochen weniger wichtig, würde ihn aber auch fressen. Ersterer wird also schneller am Knochen sein, deutlicher sagen, was dem anderen geschehen könnte und den Knochen bewachen. Der andere akzeptiert das und legt sich in angemessener Entfernung hin. Eine kurzzeitige Dominanzbeziehung ist entstanden.
Dominanz zwischen Mensch und Hund
Im Zusammenleben zwischen Mensch und Hund wird Dominanz fälschlicherweise oft als grundsätzlich angenommen. Der Hund versuche mit seinem Verhalten, den Besitzer zu unterwerfen und in einer angenommenen Hierarchie den Ton anzugeben.
Das ist jedoch eine falsche Annahme. Hunde leben natürlich in einer Struktur. Studien zeigen, dass diese jedoch keine starre Dominanzhierarchien sind, sondern dem menschlichen Familienleben sehr ähnlich sind. Das bedeutet, dass auch hier mal der Eine und mal der Andere entscheidet. Die Menge und die Art und Weise, wie diese Entscheidungen zustande kommen, sind der wichtige Aspekt daran.
Aus diesem Grund ist ein Kräftemessen mit dem Hund, um deine Signale durchzsetzen kein sinnvolles Dominanzverhalten. Es zeugt eher davon, dass du keinen guten Plan hast und nicht schlau genug bist, Verletzungen zu vermeiden.
Sei ehrlich dominant
Echte bedeutungsvolle Dominanz erreichst du durch wiederkehrende Sicherheit und Schutz, den du bieten kannst. Durch klares und bestimmtes und ruhiges Auftreten. Durch gute Kommunikation mit dem Hund, die dieser auch verstehen kann und durch Verhalten, an dem dein Hund sich orientieren kann.
Sei also klar, fair, verständnisvoll und Sicherheit gebend. Dann wird dein Hund sich dir von selbst unterwerfen und du bist dominant!
Dominanz im Hundekongress
Über das Thema Dominanz habe ich in einer Live-Diskussion im Hundekongress Vol. 2 mit Dr. Marie Nitzschner, Dr. Barbara Schöning und Gerd Schreiber gesprochen.