Podcast-Folge
E wie Emotionen
Emotionen sind wirklich ein wichtiges Schlagwort und ja, ich hab mich ein paar Mal wiederholt. Über Emotionen haben wir im Hundekongress schon mehrfach gesprochen und es ist toll, dass die meisten ihren Hunden diese zugestehen. Wenn wir es dann noch schaffen, unsere eigenen im Griff und im Blick zu haben, dann ist alles schick!
Podcast abonnieren
Was sind Emotionen?
Emotionen sind das Zusammenspiel aus einem Gefühl, der dazugehörigen körperlichen Reaktion und dem kognitiven Prozess, der damit zusammenhängt. Es handelt sich um eine Gemütsbewegung, die einen großen Einfluss auf unseren momentanen Zustand, aber auch über unser zukünftiges Handeln hat.
Emotionen steuern den Körper von Säugetieren durch deren Leben und bestimmen viel häufiger als wir Menschen denken, was gelernt wird, wie reagiert wird und was daraus zukünftig wird. Unsere subjektive Wahrnehmung spielt also oft eine viel größere Rolle als die Kognition weiß.
Welche Emotionen gibt es?
Vor gar nicht allzulanger Zeit dachte man, dass Hunde keine Emotionen und keine Gefühle hätten. Mittlerweile weiß man aber, dass alle Säugetiere mindestens 7 Emotionssystem besitzen. Das sind:
- Erwartung und Vorfreude (Seeking)
- Angst (Fear)
- Ärger, Wut (Rage)
- Sexuelle Erregung (Lust)
- Fürsorge (Care)
- Trauer (Grief)
- Soziale Freude (Play)
Wir können also davon ausgehen, dass unsere Hunde genauso fühlen wie wir. Das bedeutet gleichzeitig, dass wir empathisch auf unsere Hunde schauen können. Wir können mitfühlen und nachfühlen, was sie spüren. Entsprechend ist es unsere Aufgabe, ihnen zu helfen, sie zu leiten und sie zu unterstützen, in ihrem und vor allem unseren Leben zurechtzukommen.
Was bedeutet das für das Training?
Für unser Zusammenleben mit Hund heißt das, dass wir unseren Hunden gute, besser gesagt sinnvolle Emotionen verschaffen sollten, die dazu führen, die verschiedenen Situationen zu bewältigen.
Hat dein Hund Angst, wenn er auf andere Hunde trifft? Dann ist dein Ziel, ihm Sicherheit zu vermitteln und möglichst Freude aufzubauen, die er mit anderen Hunden verknüpfen kann.
Denkt man auf diese Weise über emotionales Training nach, verändert sich dein Umgang mit Hund. Denn du musst darüber nachdenken, was du tun kannst, um eine positive Emotion bei deinem Hund so auszulösen, dass er es mit der gewünschten Situation verbindet.
Du stehst nicht außerhalb
Im normalen Alltag geschieht oft genau das Gegenteil und ist Grund für die negative Entwicklung. Nimm das Beispiel Jagen: Dein Hund ist vielleicht überrascht, interessiert, neugierig, wenn er das erste Mal auf ein Reh trifft. Du selbst bist erschrocken, hast Angst, dass er es jagt und rufst laut, streng und aufgeregt. Dein Hund nimmt die Stimmung auf und verknüpft diese mit dem auftauchenden Reh. Beim nächsten Mal ist er schon aufgeregter und steigert sich so mit deiner Hilfe immer weiter hinein.
Deine eigene Emotion hat also Einfluss auf das, was dein Hund lernen wird.
Nicht umsonst heißt es oft, dass das Ende der Leine schuld an vielen Dingen ist. Das ist nicht ganz unwahr, denn unsere Erfahrungen und verknüpften Emotionen werden oft auf den Hund übertragen und schaffen daher eine selbsterfüllende Prophezeiung.
Du hast Angst, dass dein Hund mit anderen Hunden nicht auskommt? Diese Angst und Unsicherheit spürt dein Hund. Er ist vielleicht dadurch ebenfalls verunsichert und schon geschehen unangenehme Dinge, die deine Erwartungen bestätigen. Ein Teufelskreis.
Es geht auch anders herum
Wenn wir wissen, was uns und unseren Hund beeinflusst, können wir es aber auch zu unseren Gunsten nutzen. Verschaff deinem Hund positive Emotionen, vermittle ihm Ruhe und Sicherheit. Zeig ihm, wie es geht.
Beispiele gefällig?
Rehsichtung: Sieht dein Hund zum ersten Mal ein Reh? Lobe ihn ruhig, schaut es euch an der Leine gemeinsam an, rede mit ruhiger Stimme mit ihm. Nimm ihn dann mit, wenn du der Meinung bist, ihr habt genug gesehen und mach etwas anderes mit ihm. Reh ansehen ist interessant, aber jetzt ist Training mit dir dran und das macht viel mehr Spaß.
Hundekontakt: Gib die Stimmung vor, die du haben willst, wenn ihr auf andere Hunde trefft. Rede locker und freundlich mit deinem Hund, damit er deine Stimmung spürt. Vermeide angespanntes Schweigen und gespanntes Stehen. Lobe entspanntes und soziales Verhalten und geh weiter, bevor sich Spannung aufbauen kann.
Achte auf die Emotionen
Achte im Alltag darauf, welche Emotionen schon da sind und wie du mit ihnen umgehst. Empathie ist hier das Zauberwort. Nutz deine CARE-emotion und kümmere dich, wenn dein Hund Angst (Fear) hat.
Weint dein Hund, wenn du weggehst? Dann bau dein Alleinbleibtraining neu auf. Die Grief-Emotion wird nicht helfen, deinem Hund Sicherheit zu vermitteln. Zeig ihm, dass er nicht trauern muss.
Zeigt dein Hund Ärger, wenn die Katze auftaucht? Dann versuch, diese Emotion aufzufangen und in eine positive Emotion wie Erwartung umzuwandeln, indem schöne Dinge geschehen, wenn die Katze da ist.
Denk menschlich, wenn du deinen Hund erziehst, denn dann wirst du am ehesten verstehen, was dein Hund fühlt und wie du ihn beeinflussen kannst.
Hunde sind keine Menschen, aber doch so nah dran, dass du damit weiterkommst, als wenn du die alte Sklaventreiberrolle einnimmst.
Emotionen im Hundekongress
Über Emotionen habe ich im Hundekongress Vol. 2 mit Dr. Stefanie Riemer gesprochen. Im fünften Kongress spreche ich mit Dr. Anika Bremhorst darüber.