Thema

Auf Augenhöhe? – Wie gleichberechtigt können Hunde sein?

Expertin

Kirsten Berger

Kirsten Berger

Diskussion zum Interview

Kommentare

Gast
vor einem Jahr

Hallo Ariane,
zu diesem Thema gibt es einen Gnadenhof im Allgäu, den Argenhof, die auf der Basis von Gleichwertigkeit, Selbstwirksamkeit etc. mit "gefährlichen" Hunden arbeiten ( DogSense Phillosophie)
Für diese Hunde mit schweren Beisvorfällen war und ist der Hof die letzte Chance.
Dort geht es auch genau darum, den Hunden Lösungswege aufzuzeigen und ihnen dabei zu helfen, andere Lösungen zu finden, als Aggression, mittels Aufgaben/ Spielen.

Es ist so toll zu sehen, wie sich die Hunde nach nur wenigen Monaten Leben auf dem Hof entwickeln.
Frank Weber bekannt aus dem TV hat dort vor ein paar Jahren einen Beitrag gefilmt, was aus einem Hund geworden ist, den er selbst dorthin gebracht hat. Der Hof beherbergt neben Hunden auch eine Reihe von Nutztieren mit Handycaps, die sonst keine Überlebenchance hätten.

Ich könnte noch so viel mehr darüber schreiben.
Schau einfach mal auf die Homepage des Argenhofs, oder unter DogSense zur beschriebenen Phillosophie, liebe Ariane und vielleicht habe ich dich ja neugierig gemacht und du hast Lust für den nächsten Kongress das Projekt vorzustellen, Mitarbeiter zu interviewen o.ä. ich würde mich sehr freuen. Von Christiane Rohn gibt es auch ein Buch.

Gast
vor einem Jahr

Wo sind die Videos der Knabberkram-Auswahl-Aktion? :D

Gast
vor einem Jahr

Ich denke gerade im Bereich Verkehrsregeln halten wir westeuropäischen Menschen unsere Hunde künstlich zurück und unterschätzen sie enorm. Jeder x-beliebige Straßenhund lernt ganz nebenbei, wann eine Straße, wo, unter welchen Umständen, sicher überquert werden kann. Diese Lernerfahrungen ermöglichen die meisten von uns ihren Hunden kaum, aus Gründen. Dies führt unter Umständen zu der Annahme, Hunde seien kognitiv nicht in der Lage Gefahrenpotenzial als solches zu erkennen, was ich so nicht bestätigen kann. Man lernt was man im Leben braucht - oder stirbt aus. Es mag regionale (Linien-)unterschiede geben, aber dem Hund allgemein gewisse kognitive Fähigkeiten absprechen halte ich für schwierig. Das wäre wie Kindern abzusprechen auf Bäume klettern zu können. Wer aufgrund möglicher Gefahren nie klettern darf lernt es natürlich auch nicht.

Elke
vor einem Jahr

Ich habe für das Konzept meines Tierschutzprojekts Anima Libera Lebenshof den Begriff "geleitete Selbstbestimmung" kreiert. Man kann ja nicht nur das Verhalten und die Emotionen trainieren, sondern auch das Wollen. Man kann Tiere so trainieren, dass sie sich für sinnvolles Verhalten entscheiden oder man managt die Situation zu einer Ja-Umgebung.
Ein Signal (cue) ist übrigens immer eine Frage, sonst ist es ein Befehl mit angedrohter Strafe. Wenn ein Signal nicht ausgeführt wird, zeigt es mir, dass in dieser Situation noch Trainingsbedarf besteht.
Ich empfehle wärmstens die amerikanische Trainerin Emily Larlham, mit ihren kostenlosen Videos auf YouTube, Dogtraining by Kikopup.

Julia
vor einem Jahr

Yay, kikopup finde ich auch super. Und das Projekt schaue ich mir an

Gast
vor einem Jahr

Bei uns gibt es einen Unterschied zwischen Anordnungen/Kommandos einerseits und Ratschlägen andererseits. Möchte ich eine konkrete Hundebegegnung im Freilauf lieber aber nicht unbedingt vermeiden und laufe einen weiträumigen Bogen, habe ich anfangs entweder "bei mir" gesagt, dann musste er eigentlich mitkommen, oder ich sage "ich würds lassen", rate also ab, überlasse aber ihm die Entscheidung. Ich bilde mir ein, dass er dann tatsächlich "überlegt" und je nach Umständen seine Entscheidung so oder so trifft. Im Laufe der Zeit hat sich (scheint mir) ein Vertrauen in meine Entscheidungen etabliert und wenn ich einen großen Bogen mache (vom Weg weg) kommt er in 90% der Fälle schon mit ohne dass ich irgendetwas sage. Er trifft dann eine eigene Entscheidung. Ich denke das stärkt sein Selbstvertrauen.
Interessant war dabei für mich dabei außerdem die Erkenntnis, wieviele direkte Begegnungen der Hund tatsächlich selbst überflüssig findet und die "Hilfe" des Umwegs dankbar annimmt. Bleiben wir auf dem Weg und haben dabei viele direkte Begegnungen scheint es dagegen so, als ob er die alle wichtig und interessant findet. Offensichtlich ein Irrtum, er ist bei direkter Begegnung einfach nur gezwungen sich auseinanderzusetzen.

Gast
vor einem Jahr

Danke für das interessante Interview! Ich finde das Thema sehr spannend und versuche so viel Wahlmöglichkeiten und Selbstwirksamkeit wie möglich zu bieten, was es nötig macht, mit dir Themen erst einmal bewusst zu machen. Solche Diskussionen finde ich daher sehr hilfreich.

Ich versuche viele Wahlmöglichkeiten zu bieten, schränke aber zum Beispiel die Wahl des Liegeplatzes ein, wenn ein Hund sich an einen Ort zurückgezogen hat und ein anderer dort hin möchte. In dem Fall ist das Bedürfnis nach Ruhe für mich schützenswerter als die uneingeschränkte Wahlfreiheit.

Bei der Interaktion versuche ich Alternativen zu bieten, die über ein Ja/Nein (Kannst du …? Möchtest du …?) hinaus gehen. Zum Beispiel lasse ich gerne wählen, ob der Hund gestreichelt, massiert oder nur gekuschelt werden möchte - oder nichts von alldem. Auch was trainiert werden soll oder ob ein Hund mit nach xxx kommen möchte, lasse ich nach Möglichkeit selbst entscheiden.

Kauartikel lasse ich wie im Interview beschrieben ebenfalls wählen. Bei uns gibt es eine Kiste, in die ich verschiedene Artikel gebe und daraus wählen lasse. Manchmal wird erst alles abgeschnuppert, manches wird erst einmal angeleckt und manchmal wird auch ein Teil sofort zielstrebig gepackt und verschleppt. Was gewählt wird, wechselt übrigens auch. Es kann dreimal hintereinander das gleiche sein und plötzlich ist beim vierten Mal etwas anderes spannender, obwohl wieder alles zur Auswahl stand.

Kirsten
vor einem Jahr

Vielen Dank für dein Feedback! Wahlmöglichkeiten und Selbstwirksamkeit im Zusammenhang mit Gleichwürdigkeit sind ein sehr weites Feld mit vielen individuellen Möglichkeiten je nach Hund und Situation und ermöglichen Vieles. Und natürlich darf die Wahl des Einen nicht die Grenzen des anderen stetig überschreiten. oder gar nicht - wie in deinem Beispiel mit den Liegeplätzen. <3

Jana
vor einem Jahr

Hi! Danke für den spannenden Vortrag!
Ich bin mir nicht sicher, ob Dr. Friedman die gleiche Definition von Wahlfreiheit und Kontrolle meint, wie im Vortrag angesprochen.
Wenn ich dem Hund die Wahl lasse zwischen zwei Spielzeugen, dann entscheidet er sich nicht nur FÜR ein Spielzeug, sondern zugleich auch GEGEN das andere Spielzeug. Das möchte ich in meinem Training so nicht. Ich möchte nicht, dass der Hund einen Verstärker (bzw. eine Möglichkeit auf Verstärkung), den ich anbiete, abwählt. Ein Stück weiter gedacht, gibt ihm das u.U. auch eine Art Konzept, wie mit Signalen umzugehen ist. Ich trainiere lieber so, dass der Hund nicht abwählen will.
LG und vielen Dank für diesen tollen Kongress!

Kirsten
vor einem Jahr

Danke für deine Rückmeldung Jana! Die Auswahl aus einem oder mehrern Spielzeugen setze ich nicht im Zusammenhang der anschließenden Nutzung als Verstärker ein. Es ist ja auch immer sehr individuell, ob und wie ein Hund damit umgehen kann, ohne überfordert zu werden.

Ich glaube Vielen ist gar nicht die Möglichkeit bewusst, dass sie den Hund auch etwas entscheiden lassen können. Aber ja, die Entscheidung für etwas beinhaltet natürlich zwangsläufig die Abwahl der andern Option. Optimal ist es im Training, so zu trainieren, dass der Hund nicht austeigen mag und wir die Anzeichen frühzeitig erkennen, damit der Hund die gerade stattfindende Kooperation nicht abwählt, sondern wir sie vorher entspannt ausklingen lassen.

Cl Reinöhl
vor einem Jahr

Ich hab in 30 Jahren mit recht großen Rudeln die Erfahrung gemacht, dass es Hunde gibt die mehr oder weniger für Augenhöhe geeignet sind. Mein letztes Rudel war super und komplett antiautoritär. Die jetzt brauchen deutlich mehr Führung und Regeln. Die Rassen waren immer gleich.

Kirsten
vor einem Jahr

Es ist total individuell! Da stimme ich Dir 100% zu! :)

Gast
vor einem Jahr

Naja, es gibt durchaus Bereiche in der gemeinsamen Arbeit in denen mensch dem Hund vertrauen und auch folgen muss, falls mensch überhaupt solchen Hunden eine Möglichkeit einberaumen kann.

Kirsten
vor einem Jahr

Und der Hund sich auch "verweigern" darf und muss! Aber das ist ein Lernprozess für beide Seiten. Nicht jeder Hund kann dies einfach so, für viele Menschen ist das Konzept noch nicht vertraut.

In der hundegestützten Interaktion z.B. ist es absolut toll zu beobachten, wie fein das Gespür vieler Hunde im Umgnag mit den Menschen ist. Dazu muss natürlich ein gegenseitiges Vertrauen erst aufgebaut werden und eine gewisses "Loslassen" des Hundes und ihn "machen lassen" zugelassenw erden. Ohne Vetrauen UND genaue Kenntnisse der hundlichen Körpersprache ist dies natürlich nicht möglich.

Ariane
vor einem Jahr

Na auf jeden Fall. In vielen Bereichen ist der HUnd auch viel besser als der Mensch, gerade wenn es um Arbeit wie jagen und hüten etc. geht. Hier ging es vor allem um das Zusammenleben außerhalb der Arbeit.

Kirsten
vor einem Jahr

Und da wird, zumindest wenn ich mich in meinem Alltag so umschaue, ganz oft über den Hund und seine Bedürfnisse hinweggegangen. Oder diese auch gar nicht erst erkannt. Noch einmal herzlichen Dank Ariane, dies im Kongress zu thematisieren. <3

Gast
vor einem Jahr

Bernd Ladwig, Philosoph, hat im öffentlichen Rundfunk ein Interview gegeben zu Tierrechten und Bedürfnisnatur. Gut verständlich und viele Anregungen. https://m.youtube.com/watch?v=AR1Xe1FHM6w&pp=ygUWYmVybmQgbGFkd2lnIHRpZXJlIHNyZg%3D%3D

Kirsten
vor einem Jahr

Sehr interessant, danke! :)

Gast
vor einem Jahr

Eine mögliche Annäherung findet sich im Kleinen Prinz, von Antoine de Saint-Exubery. Der Fuchs erklärt dem KP: tu est responsable pour toujours de ce que tu as apprivoisé; und der König erklärt: il faut exiger de chaque un ce que chaque un peut donner [...] l'autorité repose d'abord sur la raison. Aus der Vertrautheit entsteht eine Verpflichtung und das, was wir verlangen, sollte das Gegenüber nicht überfordern und vernünftig begründet sein (für Hundesport oder weil es nervt sind schwache Argumente. Kristi Benson hat aus ihren 15 Jahren Erfahrung mit den Gwichin People, Canada First Nations, ein Blogartikel geschrieben mit dem Titel, 'how to make a living'. Der Hund wird als eigenständiges Lebeweverstanden das ausgestattet ist mit allem, was es braucht, um sein Leben zu gestalten: Schlafplätze, Essen, Soziales, etc. Da Hunde nicht einfach so weggehen, ein anderes Wohnzimmer zu suchen, haben wir Menschen schon eine enorme Verantwortung. Dave.

Kirsten
vor einem Jahr

Die haben wir! Hunde sind uns in unserer Gesellschaft "ausgeliefert" und neben unserer Empathie auch darauf angeweisen, dass wir sie richtig lesen können und ihre Bedürfnisse überhaupt erst wahrnehmen.

"Aus der Vertrautheit entsteht eine Verpflichtung und das, was wir verlangen, sollte das Gegenüber nicht überfordern und vernünftig begründet sein." Das ist ein sehr treffendes Zitat! "Nur" weil wir etwas vom Hund für einen bestimmten Zweck wollen oder die Gesellschaft ein bestimmtes Verhalten erwartet, ist das nicht unbedingt ein vernünftiger Grund. Es sollte keiner in irgendeiner Form gefährdet werden - das ist selbstredend - aber der Raum für Möglichkeiten und das wir die Umwelt durch Mangament auch dem Hund anpassen, ohne ihn zu überordern, ist fast immer - zumindest in Teilen - möglich.

Interviews + Bonusmaterial

Kongresspaket Hundekongress Vol 5

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