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Schleppleine

Schleppleinen sind nichts anderes als Leinen, die man schleifen lassen kann. Der Hund hat so etwas Freiraum ist aber schneller kontrollierbar als ohne Leine. Mit ihr ist Training auf Entfernung sicher möglich.

Podcast-Folge

S wie Schleppleine

Die Schleppleine… ein Hilfsmittel der besonderen Art. Gehasst oder geliebt, je nachdem, wann man sie um die Beine geschlungen hatte! Ich mag sie und ich erzähle dir, wofür ich sie nutze.

Eine Schleppleine beginnt daher schon bei 2 Metern Länge, kann aber bis zu 30m oder mehr Metern lang sein.

Meist wird auch eine Leine ab 5 Metern Länge, die in der Hand gehalten wird als Schleppleine bezeichnet. Somit ist oft einfach eine sehr lange, nicht automatisch aufrollbare Leine eine Schleppleine.

Die Ausstattung

Wenn die Schleppleine vorwiegend in der Hand gehalten wird, dann kann sie eine Handschlaufe haben. Die Handschlaufe reduziert die Gefahr, dass die Leine durch die Hand rutscht, wenn der Hund losspringt. Allerdings sollte eine Schleppleine nie nur am Ende festgehalten werden. Dazu weiter unten mehr.

Lange, schleppende Leinen sollten keine weiteren Ösen oder Schlaufen besitzen. Wenn die Leine am Boden schleift ist sonst die Gefahr groß, dass sie irgendwo hängenbleibt.

Sie hat also vorn einen Karabiner und kann zur besseren Griffigkeit zwischendrin Knoten haben. Diese helfen uns, die Leine in der Länge besser einzuschätzen und festzuhalten, wenn es darauf ankommt.

Das Material

Gute Schleppleinen sind nicht billig, halten aber ewig. Aus diesem Grund sollte der Baumwollanteil so gering wie möglich sein. Eine Stoffleine ribbelt sich beim Schleifen nicht nur schnell auf, sie saugt sich auch mit Wasser voll und nimmt jede Tannennadel mit. Besser sind hier Leder- oder Biothaneleinen, die leicht zu säubern und recht unkaputtbar sind.

Folgende Kriterien spielen beim Material eine Rolle:

Wasserfestigkeit

Je weniger Stoffanteil, desto weniger saugt sie sich voll. Je mehr Wasser die Leine aufnimmt, desto schwerer wird sie. Baumwollleinen sind hier am ungünstigsten. Lederleinen brauchen viel Pflege, um wasserfest zu sein. Plastikleinen sind hier am besten geeignet. Sie nehmen kein Wasser auf und lassen sich leicht säubern.

Steifigkeit

Je weicher die Leine, desto schneller verhakt sie sich an Zweigen und Gebüsch. Zudem ist es schwieriger, sie zu entheddern und es entstehen schnell Knoten, die man nie wieder aufbekommt. Je länger die Leine, desto größer die Gefahr des Verknotens. Auch hier sind Stoffleinen am unbrauchbarsten.

Gewicht

Je leichter die Leine, desto freier kann der Hund sich bewegen. Desto besser kann das Trainierte in den Freilauf übertragen werden. Hier sind Biothane und Leder im Nachteil gegenüber der Baumwollleine (wenn es nicht regnet). Biothane als Plastikleine hat mit der Superflexleine noch eine leichtere Variante herausgebracht. Leder ist hier die Schwerste von allen.

Griffigkeit

Schleppleinen sind gefährlich. Sie können böse Verletzungen hervorrufen, wenn sie schnell durch die Hände rutschen oder sich um den Fuß wickeln. Deshalb sollte die Leine gut zu greifen und festzuhalten sein. Gummierte Leine bieten sich hier oft an (sind aber leider schwer und mit einem Baumwollanteil, der Wasser saugt). Lederleinen sind ebenfalls gut zu greifen. Biothaneleinen können bei Regen auch mal glitschig sein. Stoffleinen sind bezüglich der Verletzungsgefahr am gefährlichsten.

Breite

Die Breite der Leine sollte ein Kompromiss zwischen Gewicht und Griffigkeit darstellen. Für den Hund sollte sie so schmal wie möglich sein. Ich favorisiere Breitbandleinen gegenüber Rundbandleinen. Zweitere rutschen schneller durch die Hand und können schlimmer verletzen.

Sie müssen das Gewicht des Hundes halten können ohne zu reißen. Hier liegt Biothane wieder vorn, da es auch in schmalster Ausführung eine enorme Reißfestigkeit hat.

Länge

Die Länge der Leine kommt auf das Trainingsziel und den Hund an und kann stark variieren. Je länger die Leine, desto schwerer ist sie auch und umso unhandlicher. Kann der Hund jedoch (noch) nicht freilaufen, ist sie ein Trainingshilfsmittel, was dem Hund Freiraum und Zeit für Entscheidungen bietet. Für viele Hunde sind 10m eine sinnvolle Länge.

Die Aufgabe der Schleppleine

Schleppleine haben 3 verschiedene Aufgaben:

1. Freiraum bieten

Für manche Hunde, die nie freilaufen können, bieten sie die Chance, auf etwas mehr Bewegungsfreiheit. Sie sind eine Alternative zur Flexileine, die sich automatisch aufrollt, aber weniger Kontrolle ermöglicht.

2. Radiustraining

Hunde, die sich sehr weit von ihren Menschen entfernen können mit der Schleppleine lernen, einen Radius einzuhalten. Damit sie diesen auch ohne Leine nachher einhalten, trainiert man mit ihnen ein Ende-Signal. Das kündigt an, dass sie gleich ans Ende der Leine gelangen. Sie haben nun die Chance, etwas langsamer zu werden und dabei weiter das zu tun, was sie gerade tun. Oder sie werden durch die Leine gestoppt und müssen mit ihrem Menschen neu starten. Auf diese Weise lernen die Hunde, immer ein paar Gehirnzellen auf den Abstand zum Menschen zu verwenden und in der Nähe zu bleiben.

3. Training in Entfernung

Hunde lassen sich leichter ablenken je weiter sie vom Menschen entfernt sind. Mit der Schleppleine hat man auch in größerer Entfernung noch etwas Kontrolle. Die Leine dient hier lediglich dazu, den Hund festzuhalten. So verhindert man, dass der Hund zB beim Rückruf weiter wegläuft. Er lernt, dass es sich lohnt, auch auf Entfernung auf die Signale zu reagieren.

Der Umgang mit der Schleppleine

Eine Schleppleine ist in der Regel ein Hilfsmittel. Das Ziel ist es, sie auch wieder loszuwerden. Deshalb sollten keine Hilfssignale wie Rucke oder Ähnliches an der Leine gegeben werden. Der Hund lernt nicht zurückzukommen, wenn er mit der Leine zurückgeholt wird. Mit der Leine kann man verhindern, dass er weiter weg geht, indem sie festgehalten wird. Kommen muss er jedoch freiwillig, weil er bspw. merkt, dass es anders nicht weitergeht.

Deshalb benutzt man die Schleppleine (und eigentlich jede andere Leine) so, als wäre keine Leine dran. Das bedeutet, dass die Signale rechtzeitig gegeben werden müssen und entsprechend reagiert werden muss.

Um die Verletzungsgefahr an der Schleppleine zu verringern, sollte sie nie ausschließlich am Ende gehalten werden. Die Gefahr, dass der Hund dann 20m Anlauf hat, um hineinzuspringen ist zu groß. Man lässt die Leine immer so durch die Hand rutschen, dass sie gerade so locker am Hund durchhängt. So rutscht die Hand an der Leine mit dem variierenden Abstand zum Hund vorwärts oder rückwärts.

Auch das Einsammeln und Schlaufen bilden der Leine ist nicht ungefährlich. Es lenkt die Aufmerksamkeit ab und in der Regel ist der Hund schneller unterwegs als man einsammeln kann. Die schmutzigen Hände durch das Rutschen an der Leine muss man bei diesem Training hinnehmen.

Die Schleppleine abbauen

Um die Schleppleine wieder loszuwerden, gibt es zwei sinnvolle Möglichkeiten:

1. Die Leine ausschleichen

Wenn man anfangs die Leine in der Hand hält, lässt man sie immer öfter schleifen. Reagiert der Hund ebenso auf die Signale, wie zuvor, kann man den Abstand und die Ablenkung erhöhen. Dann kann eine leichtere Leine verwendet werden, die das eventuelle Hilfssignal (Gewicht der Leine) abbaut. Oder man verwendet eine kürzere Leine, so dass Mensch und Hund sich an weniger Kontrolle durch größeren Abstand gewöhnen können. Bis am Ende nur noch das Anklippen des Karabiners verschwinden muss.

2. Die Leine weglassen

Funktionieren die Signale an der Leine auch bei größerer Ablenkung, kann man nun zeitweise die Leine weglassen. Immer so lange, wie man selbst noch ein sicheres Gefühl hat. Das kann anfangs nur 5 Minuten sein und sich sukzessive erhöhen.

Fazit

Die Schleppleine ist ein tolles Hilfsmittel, welches jedoch vor allem dazu dienen sollte, Signale auf Entfernung und unter Ablenkung aufzubauen, um sie rasch wieder loszuwerden. In manchen Situationen ist es sinnvoll, sie dennoch dabei zu haben, um den Hund zu sichern und ihm trotzdem etwas Bewegungsfreiheit zu bieten.

In meinem Webinar zur Schleppleine am 15.1.2023 erkläre ich, wie das Training an der Schleppleine aussieht.

Schleppleine im Hundekongress

Die Schleppleine haben wir vor allem erwähnt im Interview mit Sonja Meiburg zum Zurückkommen im Stay@Home Kongress und mit Arne Winkler im Hundekongress Volume 2, als es um die Grunderziehung ging. Auch in Volume 3 ging es um die Schleppleine im Gespräch mit Anne Rosengrün zum Thema Dogwalking.

Was sind deine Gedanken zum Thema "Schleppleine"?

Schreib es uns gern unten in die Kommentare!

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Picture of Ariane Ullrich

Ariane Ullrich

Ariane Ullrich ist Verhaltensbiologin, Initiatorin des Hundekongresses, Hundetrainerin, Hundetrainertrainerin, Autorin und Referentin.

3 Gedanken zu „Schleppleine“

  1. Hallo Ariane,
    ich nutze für meine Hündin die automatische Auf- und Abrollleine, die ich an einem Gürtel an meinem Bauch befestige. So habe ich meine Hände frei, kann aber mit Hand jederzeit eingreifen, Leine verkürzen oder verlängern. Meine Hündin kann so 5 m frei laufen, schnuppern usw. Wenn zB zu nah an anderen Menschen, verkürze ich Leine etc. Oder zu nah an Strße. Das handhabe ich so beim Gassi an meinem Wohnort. Im Wald, wo Hunde frei laufen dürfen, läuft meine Hündin – sie heißt Rosa – ohne Leine, spielt und rennt mit anderen Hunden, die auch Lust dazu haben. Da sie auch ihrem Jagdinstinkt folgt, kann es passieren, dass sie außerhalb meiner Sichtweise ist. Am Anfang mußte ich einige Minunten – einmal 30 Minuten warten, bis sie – angerannt – wieder zu mir kam. Aber sie kommt immer wieder.Zum Glück. Mit der Zeit hat sie gelernt, nicht aus Sichtweite bzw. nicht lange aus Sichtweite zu entfernen. Habe keine Sorge, dass sie mir bzw. uns, meinen Mann und mir, weglläuft. Bindung zu uns ist gut. Dennoch hat sie sicherheitshalber einen Tracker für den Fall aller Fälle. Wir haben unsere Hündin Rosa 1 und halbes Jahr, Aus einem Tierheim. Zuvor war sie als Welpe in Rumänien. Wir – wenn ich es so sagen darf – lieben unsere Hündin Rosa. Wollen das Beste für sie. Was meinst du? Verhalten wir uns richtig? Hast du noch einen Tipp?

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  2. Hey Ariane,

    danke für deine tolle und inspirierende Themenreihe.

    Wir wohnen direkt im Wald- und Feldgebiet und hier bietet die Schleppleine noch den weiteren unverichtbaren Partner während der Leinenpflicht zur Brut- und Setzzeit (Niedersachsen).
    Auch wenn mein Hund nicht jagen geht, halte ich mich (zu 90%) daran, um anderen ein Vorbild zu sein.

    Allerdings bevorzuge ich das aufnehmen in Schlaufen. Das ist allerdings für mich so ins Blut übergegangen (auch durchs Leinenhandlung beim Mantrailing), dass ich gar nicht darüber nachdenken muss – und hinterher keine dreckigen Hände oder Hose habe 😀

    Ein kurzer Hinweis: Beim Schleppleine abbauen fehlt glaube ich unter „1. Schleppleine ausschleichen“ die Erklärung.

    Antworten
    • Hallo Imke,
      meine Erfahrung ist, dass Menschen, deren Hunde noch sehr impulsiv sind, mit dem Schleifenlassen besser zurechtkommen. Wenn alles eingespielt ist, dann ist Schlaufenlegen kein Thema 🙂
      Danke für den Hinweis. Ja, da hat sich ein Fehler eingeschlichen. Ich habe ihn korrigiert.
      grüße
      ariane

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