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Territorialverhalten bei Hunden

Hunde, die Besucher verbellen, ihr Revier verteidigen und niemanden aufs Grundstück lassen, gelten als territorial. Doch was ist das genau und was kann man tun, um Probleme zu vermeiden?

In unserem dritten Online-Hundekongress habe ich mit Dr. Stephan Gronostay über das Thema Territorialverhalten gesprochen.

Was ist Territorialverhalten eigentlich?

Laut Stephan ist es, die Reaktion des Hundes auf einen Eindringling in seinen Lebensraum. Der Lebensraum ist die Ressource, die er braucht, um ausreichend Nahrung, Ruheplätze und Fortpflanzungsmöglichkeiten zu bekommen. Wissenschaftlich nennt man es zudem eher „Home Range“ statt Territorium, also der Aktionsraum, in dem sich das Lebewesen regelmäßig aufhält.

Viele Hunde zeigen täglich territoriales Verhalten

Unsere Hunde zeigen ein solches Verhalten durch Urinieren an verschiedenen Stellen während des Spaziergangs, durch Scharren und Absondern von Duftstoffen über die Pfoten und natürlich einfach durch Präsenz. Wenn der Hund also auf dem Spaziergang herumschaut und sich großmacht, zeigt er schon optisch, dass er sich hier zuhause fühlt.

Was wollen unsere Hunde damit erreichen?

Zum Einen wollen sie natürlich, dass Konkurrenten aus dem eigenen Aktionskreis ferngehalten werden. Sie könnten ihm ja etwas wegnehmen, zum Beispiel Futter, Freunde oder gute Schnüffelstellen. Am interessantesten für Rüden sind auch potentiell läufige Hündinnen, die jeder für sich beanspruchen möchte.

Zum Anderen zeigen unsere Hunde mit ihrer Präsenz natürlich auch, dass es sich nicht lohnt, sich mit ihnen anzulegen. Sie wollen Stress vermeiden, auch wenn es für uns Menschen manchmal so aussieht, als wären sie bewusst genau darauf aus.

Brauchen Hunde andere Hunde?

Die meisten erwachsenen Hunde haben wenig Interesse neue Bekanntschaften auf Dauer zu schließen. Sie nehmen im besten Fall freundlich Kontakt auf, aber für gemeinsames Spiel oder gar miteinander leben fehlt oft das Interesse. Jeder andere Hund ist ein potentieller Konkurrent. Bei unseren Hunden geht es meist um eine der wichtigsten Ressourcen neben dem Futter: der Aufmerksamkeit seines Menschen.

Territorialität hat also sehr viel mit Ressourcen zu tun und lässt sich so nicht vollständig davon trennen.

Territorialität in der Wohnung

In unserem Alltag wird mit territorialem Verhalten oft das Verbellen von Besuch beschrieben. Das ist für viele Hundehalter:innen problematisch, weil es natürlich gefährlich für den Besuch, aber auch laut und stören für Nachbarn sein kann. Gesucht werden also Lösungen, wie man dieses vermeintlich territoriale Verhalten verhindern kann.

Stephans Ansicht nach ist dieses Verhalten aber gar nicht unbedingt Territorialverhalten. Meist haben die Hunde ein Problem mit fremden Personen. Oder sie sind einfach sehr aufgeregt aufgrund der Gesamtsituation, in der sie entsprechend aufgeregtes Verhalten, wie Bellen, zeigen.

Was tun bei bellenden Hunden?

Die meisten Hundehalter:innen verstehen mit der Begrifflichkeit Territorialverhalten rasch, was gemeint ist. Für eine rasche Kommunikation wäre das also akzeptabel. Rein biologisch ist die Nutzung des Begriffes jedoch problematisch. Echtes Territorialverhalten hat eben doch viel komplexere Ziele und Verhaltensweisen.

Gleichzeitig impliziert der Begriff Wünsche und Gefühle des Hundes, die den unseren entgegensprechen. Dadurch ärgern wir uns schneller über den Hund und werden ungerecht.

Um das Problem ganz praktisch zu lösen, müssen wir uns deshalb auf die Verhaltenseben begeben:

  • Welches Verhalten zeigt der Hund wann, wo und wie genau?
  • Welches Verhalten möchte ich stattdessen vom Hund sehen?
  • Was kann mein Hund schon und an welchem Punkt klappt es noch nicht?

Anhand dieser Informationen lassen sich Handlungsempfehlungen ableiten. Jetzt kann einerseits trainiert werden. Andererseits können Managementempfehlungen gegeben werden. Der Hund kann hinter ein Kindergitter gebracht werden, wenn Besuch kommt oder an die Leine genommen werden. Er kann mit Hilfe von Futter vom Bellen abgelenkt werden oder die Klingel wird einfach ausgestellt und die Anmeldung erfolgt telefonisch.

Nach dem Management kommt Training

Erst wenn man weiß, wie man Gefahren und Stress durch menschliches Eingreifen für alle Beteiligten kurzfristig vermeiden kann , kann man sich damit befassen, den Hund zu trainieren.

Das Ziel des Trainings wiederum ist es, die menschlichen Handlungen auf ein Minimum zu begrenzen. Der Hund soll jetzt auf die bekannten Signale neues Verhalten zeigen, welches uns genehm ist. Den Menschen ignorieren, irgendwohin gehen, ruhig sein usw.

Welches Training für den individuellen Hund am erfolgreichsten sein wird, hängt von den Umständen und Möglichkeiten ab.

Was soll ich denn jetzt tun?

Training ist das Zauberwort. Dem Hund also beibringen, was er tun soll, wenn es klingelt, ein Mensch den Garten betritt oder am Zaun vorbeiläuft. Was bisher das Verhalten Bellen und vielleicht sogar Stellen ausgelöst hat, soll jetzt zu einem neuen Verhalten führen.

Das bedeutet kleinschrittiges, gut strukturiertes Training und kostet Zeit. (Wie das aussehen kann, beleuchte ich im Blog meiner Hundeschul-Webseite.)

Manchmal ist es sogar einfacher, dem Hund durch eine Hecke oder Gardinen die Sicht zu versperren und das Problem damit zu vermeiden. Oder der Hund kommt bei Besuch wohin, wo nichts passieren kann.
Gutes Training kann jedoch helfen, nicht nur dieses Problem zu lösen, sondern das Zusammenleben mit dem Hund generell zu verbessern.

Wer kann mir helfen, wenn ich nicht weiter weiß?

Welche Trainingsansätze es genau gibt, welche Übungen man probieren kann, welche Dinge man als Mensch tun kann, zeigt Stephan in einem Webinar. In diesem geht es ausschließlich um das richtige Training und das richtige Management. Eine wunderbare Ergänzung zum Interview des dritten Online-Hundekongress und eine Anleitung für alle, die verbellende Hunde haben.

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Ariane Ullrich

Ariane Ullrich ist Verhaltensbiologin, Initiatorin des Hundekongresses, Hundetrainerin, Hundetrainertrainerin, Autorin und Referentin.

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