Hundewissen A-Z

XX-Chromosomen

Weibliche Säugetiere haben zwei X-Chromosomen als Geschlechtschromonen. Männliche Säugetiere tragen ein X und ein Y-Chromosom. Ich finde, die 2 X-Chromosomen sind perfekt dafür geeignet über weibliche Hunde zu sprechen!

Podcast-Folge

X wie XX-Chromosomen

XX ist der Chromosomensatz eines weiblichen Säugetiers, also auch des Hundes. Es wird Zeit, mal über die Damenwelt unter den Hunden zu sprechen. Welche Vorstellungen wir Menschen haben und ob diese mit unseren Empfindungen übereinstimmen.

Denn natürlich unterscheiden sich Rüden von Hündinnen und eine der Fragen, die man sich bei der Auswahl stellen muss, ist ob es ein männliches oder ein weibliches Tier werden soll.

Um diese Entscheidung zu treffen, muss man sich der Unterschiede bewusst sein.

Die ganz deutlichen und jedem bekannten Unterschiede sind:

  • Hündinnen werden läufig. Sie verlieren zweimal im Jahr für 1-3 Wochen Blut und sind paarungsbereit. In dieser Zeit muss man besonders darauf achten, dass Rüden und Hündinnen nicht unbeaufsichtigt sind und ungewollt Nachkommen entstehen.
  • Rüden neigen im Erwachsenenalter dazu, viel zu markieren und man muss darauf achten, dass sie nicht fremde Hauswände, Blumenkübel usw. beschmutzen

Die meisten feinen und relevanteren Unterschiede sind dagegen oft nicht so bekannt. Zudem gibt es viele falsche Vorstellungen, was Rüden und Hündinnen unterscheidet. Rüden werden oftmals als schwieriger dargestellt, weil sie angeblich dominanter wären oder durchsetzungsfreudiger. Hündinnen sind in vielen Köpfen eher die feinsinnigeren, vorsichtigeren, netteren Hunde. Hier übertragen wir wohl oft menschlich kulturelle Ideen auf unsere Haushunde.

Oftmals ist natürlich ein Körnchen Wahrheit trotzdem enthalten. Es sind eher Rüden, die in der Pubertät auffallen mit Imponiergehabe gegenüber vermeintlichen Konkurrenten. Und es sind eher Rüden, die in Gegenwart hübscher Hündinnen schwer motivierbar sind, andere Dinge zu tun.

Hündinnen sind anders?

Die Entwicklungsphasen einer Hündin und damit einhergehende Wesensveränderungen sind oft nicht so überdeutlich aber dennoch klar vorhanden.

Gerade die Läufigkeiten sind Meilensteinen in der Entwicklung einer Hündin. Sie sind oft klar ersichtlich und abgegrenzt, weil eindeutige hormonelle Veränderungen sichtbar sind. Vielleicht fühlt man sich als Frau ab und zu auch deshalb den Hündinnen etwas vertrauter. Man kennt halt bestimmte Gemütszustände 😉

Die erste Läufigkeit

Die erste Läufigkeit tritt meist im Alter zwischen 6 und 15 Monaten auf. Hündinnen sind in dieser Zeit öfter verunsichert und erleben ihren Körper neu. Hinzu kommt, dass Rüden ein ganz anderes Interesse bekunden und leider oftmals unbeherrschbar aufdringlich werden.

Es ist eine wichtige Aufgabe der HündinnenbesitzerInnen, ihre Hündin jetzt zu schützen. Manchmal reicht es, wenn sie dem Rüden einmal deutlich macht, was sie nicht will. Aber oft sind Rüden so hormonell geflutet, dass die Hündin sich nicht wirklich wehren kann. Hier kann sich die Basis eines Problems bilden. Entweder lernt die bisher unsichere Hündin jetzt, dass sie aus dem Vollen schöpfen muss, um sich zu wehren. Oder die bisher eigentlich sichere und interessierte Hündin lernt, dass andere Hunde richtig doof sind. In beiden Fällen entsteht selbst verstärkendes Aggressionsverhalten.

Zusammen mit den Veränderungen im Körper und den Hormonen kann aus einer bisher unauffälligen Hündin ein schwieriger Hund werden.

Die zweite Läufigkeit

Meist pegelt sich alles wieder ein, wenn die erste Läufigkeit vorbei ist und schon kommt die zweite Läufigkeit. Nach ca. 6 Monaten tritt dasselbe wieder ein und zuvor gemachte Erfahrungen werden gefestigt. Hinzu kommt, dass nach der ersten Läufigkeit die Hündin auch von anderen Hündinnen als erwachsen wahrgenommen wird. Auch hier kann jetzt eine Konkurrenz entstehen, mit der die junge Hündin vielleicht gar nicht gerechnet hat.

Die dritte Läufigkeit

Bis und nach der dritten Läufigkeit hat sich bei vielen Hündinnen das Interesse an anderen Hunden merklich abgekühlt. Es kann zudem sein, dass das bisherige sehr freundlich und verspielt scheinende Verhalten der Hündin komplett verschwindet und Ignoranz oder sogar Ablehnung entsteht. Zum Einen wie oben beschrieben aufgrund der gemachten Erfahrungen. Andererseits auch, weil das vorherig überschäumende Verhalten gar nicht nur Interesse und Spielwillen bedeutete. Extremes Spielverhalten kann auch ein Übersprungsverhalten und beschwichtigendes Verhalten sein, was Hunde präventiv zeigen, wenn sie eigentlich eher leicht verunsichert sind.

Im Zuge des Erwachsenwerdens werden die Hunde sicherer und scheinen nun nicht mehr beschwichtigen zu müssen. Sichtbare Ablehnung ist ausreichend.

Spätestens mit der dritten Läufigkeit kann sich nun je nach Erfahrung eine ganz „neue“ Hündin herausgebildet haben. Jetzt ist sie fertig entwickelt.

Sind Hündinnen schmusiger?

Auch die weitere Läufigkeiten und der hormonelle Kreislauf, dem die Hündin ausgesetzt ist, bringt immer wieder ändernde Gemütszustände hervor. Frauen (und vermutlich auch viele Männer) wissen wovon ich schreibe. Je nachdem in welcher hormonellen Lage sie sich befindet, ist sie aufgedrehter, reizbarer und tatsächlich auch anhänglicher bis hin zur Depression nach der Läufigkeit.

Die Wechsel sind bei der Hündin definitiv spannender als beim Rüden, vor allem vielfältiger.

Pauschalaussagen sind pauschal falsch

Natürlich gibt es auch hier viele Ausnahmen. Es gibt Hündinnen, denen man den hormonellen Wechsel weniger anmerkt als anderen. Es ist auch nicht hilfreich unangemessenes Verhalten mit den Hormonen zu entschuldigen. Aber ein besseres Verständnis hilft natürlich manchen Dingen vorzubeugen.

Ist die Hündin zu der Zeit, in der die Welpen kämen unlustiger, trauriger und zieht sich mehr zurück, kann man dem etwas entgegenwirken, damit sie sich nicht hineinsteigern kann. Gemeinsame extra Erlebnisse, Schmuseeinheiten und neue Trainingserlebnisse können verhindern, dass sie abrutscht.

Hündinnen sind anders, Rüden natürlich auch, aber das ist ein Thema für einen anderen Buchstaben.

XX-Chromosomen im Hundekongress

Über Hündinnen und ihre Entwicklungsphasen habe ich mit Sophie Strodtbeck im ersten Hundekongress gesprochen.

Was sind deine Gedanken zum Thema "XX-Chromosomen"?

Schreib es uns gern unten in die Kommentare!

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Ariane Ullrich

Ariane Ullrich ist Verhaltensbiologin, Initiatorin des Hundekongresses, Hundetrainerin, Hundetrainertrainerin, Autorin und Referentin.

1 Gedanke zu „XX-Chromosomen“

  1. Ich habe zwei Hündinnen und finde es super! Auf der Hundewiese mache ich oft die Erfahrung, dass es in einer reinen Mädelsgruppe harmonischer zugeht. Kommt ein Rüde dazu, entsteht oft Aufregung. Aber ja, Pauschalisierungen sind nie gut.

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